Johannes 8,12-16

Mai 15

Heutige Bibellese:

Richter 18,1-19,30 / Johannes 8,12-30 / Psalm 112,1-10 / Sprüche 15,4


Die Aussage Jesu, das Licht der Welt zu sein, passt in besonderer Weise zum Laubhüttenfest. Im Frauen-Vorhof des Tempels standen einige über 26 Meter hohe Leuchter. Der erste Tempel (der von den Babyloniern zerstört worden war) hatte diese Leuchter nicht. Doch bei der Einweihung des ersten Tempels am Laubhüttenfest erfüllte die Schechina, die Wolke der Herrlichkeit Gottes, den Tempel. Nachts war diese Wolke als Feuersäule sichtbar (2.Mo 13,21-22). Dem zweiten Tempel fehlte dieses sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes und so errichtete man die Leuchter als Ersatz, die während des Laubhüttenfestes im Herbst sowie beim Tempelweihfest im Dezember brannten und die Dunkelheit der Nächte erhellten. Wie passend sind daher Jesu Worte, dass er das Licht ist, das die Dunkelheit der Welt erleuchtet, gerade anlässlich dieses Festes!

Im Judentum war der Ausdruck „Licht der Welt“ eine Bezeichnung für die Rabbis, besonders die des Sanhedrins im Tempel. Sie sollten auf der Erde Licht verbreiten, indem sie Entscheidungen trafen, die in Übereinstimmung mit dem mosaischen Gesetz standen. Doch darin hatten sie versagt, unter anderem auch dadurch, dass sie Jesus grundlos zu töten suchten (7,1.25.32; 8,6). Ihre Anklage gegen die Ehebrecherin war zwar formal korrekt, aber scheinheilig, weil sie selbst nicht besser waren (8,7.9). Jesus dagegen ist das wahre Licht der Welt. Die Juden protestierten gegen diesen Anspruch Jesu. Dieser sagt ihnen unmissverständlich, dass ihr Gericht ungerecht und nach dem Fleisch ist. Sein Gericht ist dagegen wahr, weil er mit dem Vater zusammen richtet und deshalb in voller Übereinstimmung mit dem vom Vater gegebenen mosaischen Gesetz (V.15-16). Man beachte, dass er auch die Ehebrecherin nicht für unschuldig erklärt, sondern sie begnadigt hat (8,11)!


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