Apostelgeschichte 17,1.16-34

Juli 09

Heutige Bibellese:

2.Könige 1,1-2,25 / Apostelgeschichte 17,1-18,11 / Psalm 7,1-18 / Sprüche 18,22


Bei den Juden wählte Paulus die Schriften als Anknüpfungspunkt für seine Evangeliumsverkündigung (V.1), bei den Heiden in Athen eine Altar-Inschrift, die an den „unbekannten Gott“ erinnerte. Als einst die Pest in Athen wütete und die Verehrung ihrer Götter keine Besserung brachte, wandten sich die verzweifelten Athener an den auf Kreta lebenden Philosophen Epimenides. Dieser sagte ihnen, dass sie einen Gott bei ihrer Verehrung vergessen hätten und diesem unbekannten Gott ein Opfer darbringen sollten. Sobald dies geschehen war, hörte die Pest auf.

Möglicherweise wusste Paulus um diese Begebenheit, da er im Titusbrief ein Wort des Epimenides zitiert (Tit 1,12) und ihn dort sogar einen Propheten nennt! Jedenfalls werden die Athener diese nicht vergessen haben, so dass sie aufmerksam zuhörten, als Paulus ihnen mehr von diesem Gott erzählte, der ihnen einst so wunderbar geholfen hatte. Es ist für Evangelisationen immer wichtig, dass man sich zuvor für die Menschen interessiert und Anknüpfungspunkte sucht, damit man nicht an ihnen „vorbeiredet“. Für Paulus war es aber noch aus einem anderen Grund sehr vorteilhaft, sich auf den „unbekannten Gott“ beziehen zu können. Er wurde beschuldigt, dass er fremde Götter verkündigte (möglicherweise waren seine Aussagen über Jesus und die Auferstehung so aufgefasst worden, als meinte er damit zwei Götter: Jesus und die Auferstehung; bei den Griechen war es durchaus üblich, abstrakte Begriffe zu Göttern zu erheben, z.B. Sieg – Siegesgöttin). Und das war ein schwerwiegender Vorwurf. Sokrates war Jahre zuvor aus genau diesem Grund hingerichtet worden! Durch die Anknüpfung an den „unbekannten Gott“ konnte Paulus dagegen zeigen, dass er keineswegs fremde Götter verkündigte, sondern einen bereits bekannten!

Erst als Paulus von der Auferstehung redete und damit klar gegen die Denkgewohnheiten der Griechen verstieß, fingen einige an zu spotten. Das Wort von Kreuz und Auferstehung ist vielen eine Torheit (1.Kor 1,18), aber es muss gepredigt werden (1.Kor 2,2). Doch selbst wenn sich die Mehrheit ärgert, wirkt Gott: Einige Männer kamen zum Glauben (V.34)!

Interessant ist, dass Paulus nicht einfach zu den Menschen redete, sondern sich mit ihnen unterredete – was auf einen Dialog, auf Fragen und Antworten hinweist (V.17) und ebenfalls dafür sorgte, dass die Zuhörer eingebunden und aufmerksam blieben. Aus dem 1.Korintherbrief kann man schließen, dass dieser Stil damals auch in den Gemeinden üblich war. Denn wenn die Frauen angewiesen werden, ihre Männer nur zu Hause zu fragen, um zu lernen (1.Kor 14,35), bedeutet dies, dass das Fragen im Gottesdienst allgemein üblich war.


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