Richter 19

Mai 15

Heutige Bibellese:

Richter 18,1-19,30 / Johannes 8,12-30 / Psalm 112,1-10 / Sprüche 15,4


Anhand des Umgangs des Leviten mit seiner Nebenfrau kann man schließen, dass er kaum Liebe oder Zuneigung für sie empfand. Erst nach vier Wochen vermisste er sie und ging ihr nach (V.2-3). Dass er sie später den Männern von Gibea preisgab (V.25), zeugt auch nicht von Liebe, ebenso seine barsche, mitleidlose Forderung, aufzustehen, als sie (bereits tot) am Boden lag (V.28) und sein ehrfurchtsloser Umgang mit ihrer Leiche (V.29; hätte eine normale Mitteilung an die anderen Stämme nicht auch genügt?). Dennoch ist das Verhalten des Leviten keine Entschuldigung für die Frau, fremdzugehen (V.2; Fußnote).

Der Aufenthalt des Leviten bei seinem Schwiegervater zeigt, dass er ein Lebensgenießer war; jemand, der auf fleischlichen Genuss und Bequemlichkeit erpicht war. Ein Mann ohne Festigkeit und Rückgrat, der sich von Essen und Trinken sowie Fröhlichkeit bestimmen ließ (V.4.6). Als er sich endlich von seinem Schwiegervater trennt, ist es schon spät, so dass die Heimreise nicht mehr ohne Zwischenübernachtung zu schaffen ist. In Jebus (Jerusalem) zu übernachten, lehnt er mit dem Einwand ab, dass dies eine Stadt von Fremden sei, nicht von Israeliten (V.12). Hier zeigt sich seine Scheinheiligkeit. Innerlich völlig verdorben, wahrt er äußerlich einen frommen Schein und gesellt sich nicht zu den Heiden. Er gleicht den Pharisäern, denen Jesus sagt:

Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, inwendig aber sind sie voller Raub und Unenthaltsamkeit. (Mt 23,25)

Möge der Herr uns davor bewahren, dass es in unserem Leben nicht eine tiefe Kluft zwischen Lehre und Leben gibt, zwischen öffentlichem Auftreten und persönlicher Heiligung.

Das, was in Gibea geschah, zeigt die traurige Wahrheit, dass es im Volk Gottes manchmal schlimmer zugeht als in der Welt!

Auffallend ist auch, dass er bei allen seinen Wegen und Entscheidungen nie Gott befragte. Hätte er nicht gerade als Levit den Rat des HERRN erkunden und berücksichtigen sollen? Treffen Sie Entscheidungen eigenmächtig, oder fragen Sie den Herrn nach seinem Willen, wenn es um die Planung Ihres Lebens geht?


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