Hesekiel 25

Nov 12

Heutige Bibellese:

Hesekiel 24,1-26,21 / 2.Petrus 1,1-21 / Psalm 111,1-10 / Sprüche 27,12-13


Mit Kapitel 25 beginnt der zweite Teil des Buches Hesekiel (25-32). Im ersten Teil wurde das Gericht über Juda und besonders Jerusalem angekündigt und begründet; im zweiten Teil wird das Gericht über verschiedene Nationen bzw. Städte vorhergesagt. Diese Reihenfolge resultiert daraus, dass Gottes Gericht immer bei „seinem Haus“ beginnt (1.Pt 4,17) und erst danach zu den übrigen Menschen kommt.

Zuerst werden Ammon, Moab und Edom erwähnt. Die Ammoniter wohnten in dem Gebiet des heutigen Nordjordanien, die Moabiter in Mitteljordanien und Edom in Südjordanien. Die Philister wohnten an der „Küste des Meeres“ (V.16), dem Gazastreifen (Zef 2,4-5). Die wichtige Handelsstadt Tyrus (Kap. 26-28) lag ebenfalls am Mittelmeer, nördlich von Israel. Zu Tyrus hatte Israel gute Beziehungen gehabt. Die Tyrer unterstützten David beim Bau seines Palastes und Salomo beim Tempelbau. Sidon (Kap. 28) war eine Stadt nördlich von Tyrus. Hesekiel musste seine Aufmerksamkeit („sein Gesicht“; V.2) nacheinander im Uhrzeigersinn zu allen benachbarten Nationen Israels richten. Am Ende folgt die Gerichtsankündigung für Ägypten (Kap. 29-32), einer Nation, die geographisch etwas weiter von Israel entfernt lag.

Dass die Aufzählung mit Ammon, Moab und Edom beginnt, ist ebenfalls kein Zufall. Diese Völker waren direkt mit Israel verwandt und trugen dadurch eine besondere Verantwortung (1.Mo 19,36-38; 25,30). Auch heute gilt, dass Nichtglaubende, in deren Familien es Christen gibt, durch das, was sie regelmäßig hören, sehen und miterleben, eine höhere Verantwortung tragen als Menschen, die keine oder kaum Berührungspunkte mit Christen haben.

Ammon wird zur Last gelegt, dass es schadenfroh über die Zerstörung des Tempels, die Verwüstung des Landes Israels und die Gefangenschaft Judas war (V.3.6; vgl. 26,2). Das zeigt uns, dass selbst wenn Menschen zu Recht in das Gericht oder die Zucht Gottes kommen, das bei uns nie Schadenfreude auslösen darf! Der HERR ließ die Schadenfreude nicht ungestraft, sondern gab Ammons Besitz den Söhnen des Ostens – wie auch den Besitz Moabs (V.4.10).

Ammon, Moab und Edom wurden von den Nabatäern, einem nordarabischen Nomadenstamm, erobert, die in diesem Gebiet um 300 v.Chr. ein Reich errichteten. Man nimmt an, dass die Nabatäer auf Nebajot, den ältesten Sohn Ismaels, zurückgehen (1.Mo 25,13). Im 7.Jh. n.Chr. wurde das Gebiet im Zuge der Ausbreitung des Islams erneut erobert. Heute werden die Jordanier Araber genannt, obwohl sie ursprünglich andere Wurzeln hatten (Ammon, Moab, Edom).

Auch die Erfüllung dieser vorhergesagten Gerichte über die Nationen sollten dazu dienen, dass Israel dadurch den HERRN erkennt (V.7.11.14.17; dieser Refrain kommt – mit Variationen – 77 Mal im Buch Hesekiel vor).


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